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Wie ist das, was gerade passiert, das Beste, das mir passieren kann?

Oder wie das freundliche Universum mir geholfen hat, mein “Ja” zu mir selbst zu finden…

Diejenigen von euch, die The Work of Byron Katie kennen, haben diese Frage vielleicht schon des öfteren in Seminaren, Coachings oder einfach in einer Work mit jemand anderem gehört: Wie ist das, was gerade passiert, das Beste, was mir gerade passieren kann? Diese Frage ist je nach Situation und Flexibilität des Geistes unter Umständen eine Herausforderung, für manche vielleicht sogar eine Provokation und für andere kann diese Frage eine Trainingseinheit sein, die sie bereit sind, täglich zu machen.

Ich möchte das einem konkreten Beispiel deutlich machen, wie ich finden konnte, dass das, was gerade passiert, das Beste ist, das mir passieren kann.

Diejenigen von euch, die mich kennen oder meinen Blog verfolgen, wissen vielleicht, dass ich in einer Patchworkkonstellation lebe mit meinem Partner, seinem Sohn und seiner Tochter. Die Kinder sind jede zweite Woche eine Woche bei uns. Seit einigen Jahren und immer mehr seit ich über 40 bin beschäftigt mich die Frage, ob ich selbst gerne Mutter werden möchte. Bisher war meine eigene innere Zerrissenheit, das Für und Wider und das Abwägen oft eine große Belastung für mich. Soviel zu den groben Koordinaten.

Kommen wir zurück zu der Frage: Wie das, was passiert, das Beste ist, was passieren kann?

Am letzten Sonntagabend mit den Kindern wiederholte sich eine Situation, die ich schon oft erlebt habe. Die Kinder gehen ins Bett, geben Papa Küsschen, Gute Nacht Papa, ich liege auch im Bett und zu mir sagt kein Kind Gute Nacht. In solchen Momenten schiessen Gedanken in meinen Kopf wie: “Ich gehöre nicht dazu, ich bin ihnen nicht wichtig, sie sind egoistisch, schlecht erzogen, etc.” – und wenn ich diese Gedanken glaube, reagiere ich mit Gefühlen auf diese Gedanken, in meinem Fall oft Trauer und Enttäuschung. So also auch wieder letzten Sonntag. Der Große geht ins Bett und sagt mir nicht Gute Nacht, nur Gute Nacht Papa. Ich schwieg wie so oft, verdrückte ein paar Tränen ins Kopfkissen und schlief ein. Am nächsten Morgen wachte ich auf, sofort wieder mit der Geschichte vom Vorabend im Kopf, die Putzfrau sollte kommen, und ich fand die Kinderzimmer extrem unaufgeräumt vor. Ich kam in die Küche, die Kinder begrüßten mich nicht.  Plötzlich explodierte ich, was sehr selten vorkommt. Ich sagte allen dreien ganz unzensiert, wie ich mich fühlte, wie sauer ich gerade war und was für mich gerade in dem Moment nicht funktionierte. Schweigen…

Im Anschluss verliessen die Kinder das Haus, der Große wiederholt ohne mir Tschüss zu sagen. Sein Vater schickte ihn darauf zurück zu mir, und ich fühlte mich so blöd wie eine alte, schrullige Tante, der man kein Küsschen geben soll und die Eltern sagen: “Komm gib der Tante mal ein Küsschen.”

Als der Sohn meines Partners also vor mir stand und Tschüss sagte, bat ich ihn kurz herein. Wir sahen uns länger als sonst in die Augen. Ich sagte zu ihm:”Danke, dass du mir Tschüss sagst. Weisst du, es tut mir weh, wenn du mich wie Luft behandelst. Ich habe dich lieb und du bist mir wichtig.” Darauf lächelte er und nahm mich in den Arm und ging.

Die drei fuhren zur Arbeit und zur Schule und kaum war die Tür geschlossen, brach es aus mir heraus. Die Tränen flossen, viele, viele schmerzvolle Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich fühlte mich als Opfer, wie ein ungeliebtes Aschenputtel, das gut genug ist, aufzuräumen und die schönen Dinge, die Küsse und die lieben Worte, die gibt es nur für Papa und Mama… Ich ging zum Sport und beobachtete weiter all die Gedanken, die mich quälten. Ich überlegte, die Gedanken zu worken, sie zu hinterfragen, wie ich es sonst so oft mache mit der Work, wenn ich verwirrt bin.

Dieses Mal war es anders.

Ich bemerkte, wie das Verhalten des Jungen etwas in mir triggerte, ich bemerkte ein tiefsitzendes Bedürfnis. Da war der Wunsch nach Zugehörigkeit, der Wunsch Mutter zu sein, der Wunsch, eine Familie zu gründen und das Wunder zu erleben, wovon die Eltern oft sagen, dass es nichts gibt, was so schön ist wie das. So entstand der Entschluss, dieses Mal nicht zu worken, sondern genau das zu tun, wovor ich mich seit Jahren drückte: Mir einzugestehen, was ich mir wünsche und das zu äussern. Also tat ich etwas, vor dem ich große Angst hatte. Ich teilte mit meinem Partner meine Trauer, meine Ängste, meine Sehnsüchte. Ganz unzensiert – ich zeigte mich mit allem Unaufgeräumten in mir. Ich hatte Angst, dass er sich von mir zurückziehen würde, mich verlassen würde oder meine Ehrlichkeit andere Konsequenzen haben könnte.

Was passierte war genau das Gegenteil.

Ich erhielt Verständnis von ihm und Beistand.

Dieser Moment war magisch für mich. Auf einmal spürte ich die Kraft, selbst bedingungslos “ja” zu mir zu sagen. Das allein war schon magisch und als Sahnehäubchen oben drauf hatte ich auch noch ein “Ja” von meinem Partner zu mir erhalten. Und plötzlich merkte ich, wie nun auf einmal die Zukunft sehr unwichtig wurde. Es war mir aufeinmal gar nicht mehr so wichtig, ob ich nun irgendwann ein eigenes Kind bekommen würde oder nicht. Was ich gebraucht hatte war mein “ja” zu mir und für mich einzustehen.

Was ich daraus für mich gelernt und mitgenommen habe ist:

1. Das was gerade passiert, ist das Beste für mich. Ich sah auf einmal die Zurückhaltung der Kinder mir gegenüber als Wegbereiter, zu spüren, was ich mir wirklich wünsche. Sie haben mir zur Klarheit geholfen und dafür bin ich ihnen sehr dankbar.

2. Das Ergebnis ist nicht entscheidend, sondern wie ich mit mir auf dem Weg umgehe.Werde ich Mutter, oder nicht? Keine Ahnung… entscheidend ist, ob ich mein “Ja” zu mir selbst lebe.

3. Starke emotionale Reaktionen weisen mir den Weg in die Tiefe, wenn ich nicht im Opfermodus stecken bleibe, sondern eine Station tiefer schaue, worum es eigentlich geht.

4. Das Universum ist freundlich und alles geschieht für mich, auch wenn ich das auf den ersten, zweiten oder dritten Blick noch nicht sehen kann.

5. Zufriedenheit hängt nicht von den “Resultaten” ab, sondern von meiner inneren Haltung, mir selbst, den anderen und dem Universum gegenüber.

Bis zum nächsten stressvollen Gedanken 😉

Alles Liebe,

Kerstin